Verhalten
Oft wird gefragt, ob man auch mehrere Weibchen zusammen mit einem Männchen halten kann. Gelegentlich wird sogar berichtet, dass in der Literatur zu finden sei, dass diese Gruppenzusammensetzung für die Weibchen besser wäre, da sich so der Stress auf die Weibchen, welcher durch das paarungswillige Männchen ausgeübt wird, besser verteilt.
Dies ist nach meinen langjährigen Beobachtungen falsch und nicht zu empfehlen. Ich empfehle ausschließlich die paarweise Haltung von einem Männchen zusammen mit genau einem Weibchen.
Das gitl auch für große Terrarien. Bei Sehr großen Terrarien (Breite von 2m und mehr) kann man durchaus auch mehrere Weibchen gemeinsam mit einem Männchen pflegen. Niemals jedoch zwei Männchen zusammen, da diese sehr territorial und aggressiv gegeneinander sind. Die Rivalenkämpfe führen recht schnell dazu, dass mindestens ein Männchen so sehr gestresst oder gar verletzt wird, dass es stirbt.
Auch Weibchen haben Reviere, die sie gegen andere Weibchen verteidigen. Die Aggressivität ist geringer als bei den Männchen, führt jedoch in der Regel spätestens nach einigen Monaten dazu, dass das unterlegene Weibchen körperlich abbaut und eventuell verstirbt. Nur in sehr seltetenen Fällen gelingt es, mehrere Weibchen über einen längeren Zeitraum gemeinsam in einem Terrarium zu halten. Das gelingt am Ehesten, wenn es sich um gemeinsam aufgezogene Tiere handelt. Oft jedoch ist dieser Vergesellschaftungserfolg jedoch nicht von Dauer und es bildet sich ein dominantes Weibchen heraus. Dies kann man am Ehesten unterbinden, wenn man mindestens drei Weibchen in einem recht kleinen Terrarium hält, sodass diese keine Reviere ausbilden. Insgesamt ist diese Haltungsform jedoch nicht zu empfehlen. Die Gründe für den Wunsch, mehrere Weibchen gemeinsam zu halten, können sein, mehr Tiere im Terrarium zu pflegen oder mehr Nachzuchten zu haben. Es handelt sich dabei um zwei falsche Annahmen, da man das unterlegene Weibchen in der Regel nie zu Gesicht bekommt, da es sich ständig versteckt oder gejagt wird und die Nachzuchten, welche im Terrarium schlüpfen, einem stärkeren Fraßdruck durch die adulten Tiere erliegen.
In der Natur leben adulte Tiere übrigens ebenfalls fast immer paarweise zusammen an einem Baum. Das Männchen hat seinen Ansitz dabei in der Regel einen oder mehrere Meter über dem Weibchen. Gelegentlich halten sich am selben Baum auch noch kleine bis halbwüchsige Tiere auf.
Grundsätzlich ist also nur die Haltung von einem Pärchen zu empfehlen, da Männchen wie auch Weibchen gegeneinander territorial sind.
Rivalisierende Männchen stehen sich an der Terrarienscheibe gegenüber und verteidigen ihr Revier. (Anolis oculatus cabritensis (links) und Anolis marmoratus setosus (rechts))
Das territoriale Verhalten ist nicht nur problematisch, sondern bietet auch Chancen. Sind die Anolis sehr scheuh, was eher bei Männchen vorkommt, kann man das Männchen "locken", indem man in Sichtweite ein anderes Männchen in einem anderen Terrarium platzliert. Die Rivalen verteidigen dann an der Revierfron ihr Revier durch Nicken und Kehlfahne zeigen. Vorsicht ist geboten wenn die Männchen so sehr mit der Schnauze in die Scheibe beißen, dass sie sich dadurch verletzen. In dem Fall sollte man die beiden Rivalen räumlich oder optisch mehr voneinander trennen.