Geologie
In diesem Artikel geht es um die geologischen Entstehungsprozesse der kleinen Antillen.
Die Kleinen Antillen befinden sich auf der östlichen Grenze der Karibischen Platte. Diese östliche Grenze ist eine Subduktionszone, wo die Nordamerikanische und Südamerikanische Platte unter der Karibischen Platte abtauchen (Die Grenze zwischen der Nord- und Südamerikanischen Platte im Atlantik ist undefiniert, weshalb es unklar ist, ob eine oder möglicherweise beide unter die Karibische Platte tauchen).
Tektonische Platten im Karibischen Raum: Die Nordamerikanische- und Südamerikanische Platte schieben sich mit etwa 2cm pro Jahr unter die Karibische Platte und sind damit die Grundlage für den Entstehungsprozess der kleinen Antillen.
In Subduktionszonen treffen zwei tektonische Platten aufeinander, wobei sich eine Platte unter die andere schiebt. Das Gestein der abtauchenden Platte wird in der Tiefe teilweise aufgeschmolzen. Das entstandene Magma steigt auf und stößt zur Erdoberfläche durch. Auf diese Weise entstehen Vulkane in einiger Entfernung zur Subduktionszone. Trifft eine kontinentale Platte auf eine ozeanische Platte, entsteht ein Faltengebirge (z.B. die Alpen). Stoßen wie in unserem Fall zwei ozeanische Platten aufeinander, entsteht ein charakteristischer Inselbogen aus Inseln vulkanischen Ursprungs. Dieser Inselbogen erstreckt sich an der Ostgrenze der Karibischen Platte von den Jungferninseln im Norden bis zu den ABC-Inseln vor der Küste Venezuelas im Süden. Es ist ein Gebiet mit hoher vulkanischer und geringer seismischer Aktivität.
Wo die eine ozeanische Platte unter die andere taucht, entsteht ein Tiefseegraben. In unserem Fall befindet sich zwischen der Nordamerikanischen und der Karibischen Platte der bis zu 9219m tiefe Puerto-Rico-Graben. Die beiden Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 2cm pro Jahr relativ auf einander zu.
Grafische Darstellung der Subduktionszone zwischen Nordamerikanischer und Karibischer Platte. Schiebt sich eine ozeanische Platte unter eine andere ozeanische Platte entsteht entlag der Plattengrenze ein Inselbogen. In unserem Falle die kleinen Antillen.
Auch wenn Erdbeben eher selten sind, wurde im Jahr 2010 Haiti von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Haiti liegt auf der Insel Hispaniola, welche sich etwas weiter östlich ebenfalls an der Grenze zwischen Nordamerikanischer und Karibischer Platte befindet. Vulkanausbrüche gab es auch in der jüngsten Vergangenheit regelmäßig. So brach 1997 auf Montserrat der Vulkan Soufrière Hills aus und verwüstete große Teile der Insel inklusive der Hauptstadt Plymouth und dem einzigen Flughafen. 2007 stieg die Aktivität wieder an und auch aktuell gibt der Vulkan keine Ruhe. Die gesamte Südhälfte der Insel ist weiterhin Sperrzone.
Ausbruch der Soufrière Hills auf Montserrat. Blick von SO auf die ehemalige Hauptstadt Plymouth. Der Großteil der Südhälfte von Montserrat ist meterdick von Asche bedeckt und unbewohnbar. Der Vulkan zeigt bis heute erhöhte Aktivität.
Der Ausbruch des Mont Pelé auf Martinique am 8. Mai 1902 war, was die Anzahl der Menschenopfer angeht, der verheerendste Vulkanausbruch im 20. Jahrhundert. Über 20.000 Menschen starben, als eine riesige pyroklastische Wolke in der Nacht die damalige Inselhauptstadt St. Pierre überrollte und verwüstete.
Der Inselbogen entlang der Plattengrenze enthält insgesamt 13 Vulkane, die in den letzten 100.000 Jahren aktiv waren. Neben den Soufrière Hills sind noch eine Reihe anderer Vulkane aktiv und speien Rauch, oder giftige Schwefeldämpfe: der Mont-Pelée auf Martinique, La Grande Soufriére auf Guadeloupe, La Soufrière auf St. Vincent, der Soufrière auf St. Lucia und der unterseeische Vulkan Kick-'em-Jenny, der ungefähr 10km nördlich von Grenada liegt. Die Gefahren, welche die Vulkane bergen, sind gleichsam ein Segen für die Bevölkerung der Inseln, denn der Boden ist durch die mineralhaltige Vulkanasche sehr Fruchtbar. Typisch für solche Vulkaninseln sind ihre grünlich-schwarzen Strände aus erodiertem Basalt.
Der Inselbogen, welcher die Inseln über dem Winde bildet, besteht tatsächlich aus zwei nebeneinander liegenden Inselbögen, bzw. Inselreihen, der älteren äußeren Atlantischen Reihe (Kalk-Antillen) und der inneren Karibischen Reihe (Vulkan-Antillen).
Die Inseln über dem Winde setzen sich aus zwei Inselreihen zusammen: der älteren äußeren Atlantischen Reihe, welche aus flachen Inseln mit Kalksteinkruste besteht, und der jüngeren, inneren Karibischen Reihe, welche aus vulkanischen, bis etwa 1400m hohen Inseln gebildet wird.
Auch die Inseln der äußeren Atlantischen Reihe sind vulkanischen Ursprungs. Jedoch sind diese mit mehreren zehn Millionen Jahren wesentlich älter. Sie sind länger der Erosion ausgesetzt gewesen und besitzen dadurch keine höheren Erhebungen. Durch den wiederholt stark gestiegene und gesunkenen Meeresspiegel lagen diese Inseln Langezeit unter dem Wasser. Sie wurden dadurch mit teils mächtigen Kalk-Sediment Schichten überdeckt. Dies begründet den Namen "Kalk-Antillen".
Pointe de Château bildet den östlichsten Zipfel von Grande Terre, Guadeloupe. Deutlich sieht man hier die mächtigen Kalksedimente, die aus vielen Schichten aufgebaut sind.
Viele Inseln wie etwa Anguilla, St. Martin und St. Barthelemy liegen auf einem heutzutage unterseeischen Gesteinssockel. Die Inseln bilden zusammen mit dem Gesteinssockel eine so genannte Inselbank. In der Vergangenheit lag der Meeresspiegel teilweise so niedrig, dass die Inseln einer Inselbank durch Landbrücken miteinander verbunden waren. Dies geschah zuletzt während der letzten Eiszeiten vor wenigen zehntausen Jahren. Tiere und Pflanzen konnten so ungehindert zwischen den Inseln wandern. Aus diesem Grund sind auch viele Anolis-Arten über mehrere Inseln einer Inselbank verbreitet, wie etwa Anolis pogus und Anolis gingivinus. Beide Arten kommen auf allen Inseln der Anguilla Bank vor.
Viele Inseln fußen auf einer gemeinsamen Inselbank, die in der Vergangenheit während Phasen mit wesentlich niedrigerem Meeresspiele eine Landbrücke zwischen den Inseln bildete.